7.5.17

#SampleSunday: Die Piratin


 Seefahrer, Elfen und Drachen ... und Pferde

Erster Roman der Reihe "Drachenwelt"

 Nanja, die Piratin von den Schwimmenden Inseln, stiehlt ein Dutzend Pferde vom nächstgelegenen Kontinent.  Ein Adliger der Dracheninsel will sie gegen die einheimischen Drachen antreten lassen und mit dem Spektakel seine Macht festigen.
Doch erst eine Flaute, dann ein Erdbeben und schließlich ein Angriff von Dämonen drohen Nanjas Geschäft mit dem Adligen zu ruinieren. Es scheint, als sollten die Pferde die Dracheninsel nicht erreichen.
Dann wird Nanjas Auftraggeber selbst  zu ihrem Feind, denn er braucht den einen ihrer Seemänner,, der mit den Pferden umgehen kann. Er bringt Ron in seine Gewalt und nimmt Nanja als Geisel, damit er das Rennen für ihn gewinnt. 
Aber als Ron dann wieder frei ist, ist er keineswegs in Sicherheit ...
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Kapitel 1

Lautes Schnurren in ihrem Nacken weckte Nanja. Schon wieder hatte sich eine der Katzen in die Kajüte geschmuggelt. Ohne die Augen zu öffnen, griff sie hinter sich und schob das Tier aus der Koje.
Eindeutig der rot gefleckte Kater: Es war seine empörte Stimme, die für einen Moment alle anderen Schiffsgeräusche übertönte. Kurz darauf fiel etwas klirrend zu Boden. Nanja rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht und schwang die Beine aus der Koje. Der Kater saß auf dem Kartentisch. Wieder einmal. Er maunzte vorwurfsvoll.
Nanja warf ihm einen ebenso vorwurfsvollen Blick zu und hob den Solstein auf, den er heruntergeworfen hatte. Dann öffnete sie das breite Kajütenfenster und beugte sich hinaus. Wie eine Katze flehmte sie nach einer Brise; die aufgehende Sonne ließ sie blinzeln. Die See war noch immer glatt, aber das Plätschern gegen den Schiffsrumpf schien ein wenig lauter als in den letzten Tagen. Vielleicht der erste zaghafte Vorbote von Wind. 
Sie schnürte das lange Hemd zu, in dem sie geschlafen hatte, und entwand dem Kater ein paar Seidenbänder, so grün wie ihre Augen. Das Glas des geöffneten Fensters vor sich als Spiegel, flocht sie die Bänder in die hüftlangen braunen Haare. Dann zog sie einen bunten Leinenrock über den Kopf, schlüpfte in Stiefel und steckte ihren eisernen Dolch in den Gürtel. Den Kater klemmte sie unter den Arm, bevor sie die Kajüte verließ. „Geh, mach deine Arbeit und kümmere dich um die Ratten.“ 
So früh am Morgen waren viele Seeleute noch unter Deck. Solange die Flaute anhielt, konnten sie den Tag gemächlich angehen lassen.
Kethan, der junge Bootsmann von den Schwimmenden Inseln, stand neben dem Achterdeck am Schanzkleid, den grimmigen Blick auf das bewegungslose Toppsegel am Großmast gerichtet. Er sah zu ihr, als sie die Tür hinter sich schloss. „Was will Margoro eigentlich mit diesen Tieren?“
Beim Großmast, vor dem Achterdeck der Brigantine, war ihre kostbare Fracht untergebracht: Pferde, die sagenhaften Renntiere vom Festland. Eine Herde von dreizehn Tieren hatten sie von den Weiden der Sabienne in Thannes Lane an Bord der „Agena“ gebracht: ein  männliches Tier – Stallone nannten es die Sabienne – von beeindruckender Schönheit und zehn Weibchen. Zwei von ihnen hatten Junge, die nun ebenfalls an Bord waren, denn Nanja hatte es nicht übers Herz gebracht, die zutraulichen Tiere sich selbst zu überlassen.
Nanja setzte den Kater ab; er huschte Richtung Kombüse davon. „Seit wann denkt ein Adliger darüber nach, wozu er etwas braucht? Hauptsache, er hat es.“
„Kann uns auch egal sein, solange er uns bezahlt.“ Khetan salutierte mit einem Grinsen und ging zur Ladeluke neben dem Niedergang.
Ron, einer der wenigen Festländer, die mit ihnen segelten, stand im Unterstand zwischen den Tieren. Im letzten Hafen, den sie in Thannes Lane angelaufen hatte, war er an Bord gekommen und hatte wie selbstverständlich die Betreuung der Pferde übernommen. Keiner verstand es wie er, sie ruhig zu halten.
Er  hatte einen der kleineren Wasserbottiche zwischen seinen Füßen stehen und schien sorgsam darauf bedacht, dass alle Pferde gleichermaßen ein paar Schluck Wasser bekamen.
Farwo, ein anderer der Bootsmänner, lehnte am Großmast und verfolgte Rons Tun mit unübersehbarem Missfallen. Zählte er die Tropfen oder was? Wenn die Pferde krank wurden, würde Margoro mit gutem Recht den vereinbarten Preis drücken. Oder sich überhaupt weigern, sie anständig zu bezahlen.
Als Farwo gleich darauf an den Pferden vorbeiging, keilte der Stallone aus und schlug wiehernd mit den Hinterhufen gegen die hölzernen Streben, die den Unterstand begrenzten. Unwillkürlich wich er zurück. Aber das Pferd war noch nicht fertig. Mit einem zornigen Wiehern wandte es sich gegen Farwo und stieg, die Hufe drohend über dem Geländer.
 Ron sprang hinzu, griff dem Stallone in die Mähne und versuchte ihn zu beruhigen. Das Pferd schüttelte wild den Kopf, als ob es Ron loswerden wollte. Aber dann ließ es sich wieder auf seine Vorderbeine fallen; dabei trat es mit einem Huf in den Bottich.
Das Wasser ergoss sich über das Stroh im Unterstand und sofort drängten und schubsten  die Pferde, um etwas von der versickernden Flüssigkeit aufzulecken. 
Aufs Höchste erbost griff Farwo nach einem Enterhaken und schlug Ron quer über die Brust. „Ich ziehe dir das verschwendete Wasser von deiner Ration ab.“ 
Ron krümmte sich vor Schmerz und fiel ächzend auf die Knie.
So behandelte man auf ihrem Schiff niemanden! Nanja kniff zornig die Augen zusammen. Sobald sie ihn allein vor sich hatte, würde sie ihn zur Rede stellen.
„Das nächste Mal passt du besser auf.“ Farwo ließ den Enterhaken fallen und winkte zwei Matrosen herbei, damit sie ihm wieder auf die Beine halfen.
Immer noch kopfschüttelnd stieg Nanja den Steuerbordaufgang zum Achterdeck hoch.  Am liebsten hätte sie Farwo öffentlich zur Rede gestellt, aber das war nicht klug.
Sitaki stand oben am Ruder – breitschultrig, breitbeinig –, wie er schon dort gestanden hatte, als ihr Vater sie als Siebenjährige zum ersten Mal aufs Schiff mitgenommen hatte.
Mit der Pfeife im Mundwinkel quetschte er seinen Kommentar hervor.  „Warum lässt er Ron nicht machen? Man sollte denken, dass die Festländer zusammenhalten, aber Farwo scheint ihn als Rivalen zu sehen.“
Sie knurrte. „Landmenschen!“
„Dieser Ron dürfte inzwischen begriffen haben, worauf es ankommt. Aber  Farwo macht ihm das Einleben schwer. “
Ron zog sich gerade das Hemd über den Kopf. Der Enterhaken hatte einen blutunterlaufenen Abdruck unterhalb seines Brustkorbs hinterlassen. Wohl proportionierte Schultern, aber nicht übermäßig breit – er sah nicht so aus, als ob er schwere Arbeit gewohnt wäre. Ein Landmensch eben. „Er taugt immer noch bloß dazu, die Pferde zu hüten.“
„Was kein anderer sonst kann. Du solltest ihm beistehen, wenn Farwo ihn schikaniert.“ Sitaki blinzelte zum Toppsegel hoch, das immer noch bewegungslos am Großmast hing. „Es wird genauso heiß und windstill wie gestern.“
„Das Wasser wird knapp.” Zu dieser Jahreszeit dauerte die Überquerung des Ozeans normalerweise knapp zwei Wochen und sie hatten großzügig Vorräte für drei mitgenommen. Aber es war immer noch zu wenig. 
Nanja klopfte Sitaki auf die Schulter. „Puste ein bisschen mehr, mein Alter. Ich gehe frühstücken.“
Inzwischen sah Farwo seine Aufgabe als Bootsmann wieder einmal darin, Peire und Samnang, die Schiffsjungen, zu schikanieren. Die beiden saßen neben einem der Landungsboote und spleißten Taue. Farwo rupfte eines wieder auseinander. „Was soll der Mist? Ist euch nicht klar, dass ein Leben davon abhängt?“
Er hatte ja recht; aber so würden sie nie lernen wollen, wie man es richtig machte.
Nanja  trat zu den Pferden ans Gatter. „Guten Morgen, ihr Schönen!“ Sie sprach laut. Pferde schienen im Gegensatz zu den Drachen der Inseln keine Gedanken sehen zu können. So, wie sie es auf einem Markt der Sabienne beobachtet hatte, streckte sie die Hand flach über das Geländer.
Der Stallone warf den Kopf hoch und schnaubte. Dann kam er neugierig heran und schnupperte an ihren Fingern. Sein Maul war viel weicher als das ihres Flugdrachen Tiruman. Sie lachte amüsiert, als er gleich darauf das Maul in der Tasche ihres weit geschnittenen Rocks vergrub: Verfressen – darin glichen sich alle Tiere.
Eines der weiblichen Tiere – eine der Cavalla – reckte den Kopf über das Geländer. Ein Sonnenstrahl fiel auf ihren Rücken und obwohl das Fell dunkelbraun war, hatte es in diesem frühen Morgenlicht einen Schimmer ähnlich dem der silbernen Schuppen Tirumans.
„Gibt man euch eigentlich auch Namen? Und hört ihr darauf wie unsere Drachen?“ Behutsam strich Nanja über den Hals der Cavalla. Das Pferd legte den Kopf auf ihre Schulter und sie kraulte es hinter den Ohren, wie sie es mit Tiruman tat. Aber die Cavalla schnurrte nicht.
Ron stand neben der Luke zum Laderaum und ließ sich einen Ballen Heu hochreichen. Unvermittelt schleuderte er den Heuballen in Richtung Unterstand und Nanja wurde in eine Staubwolke gehüllt; sie hustete und runzelte die Stirn. Er war wirklich nicht achtsam genug mit dem, was er tat.
„Verzeiht, Kapitänin.“
Immerhin.
Er brachte den Pferden das Futter und sprach leise mit einer der Cavalla, die ihren zierlichen Kopf auf seinen Arm legte.
Nanja lächelte. Das weiße Pferd und der schwarzhaarige Mann ergaben ein Bild wie aus einer Zeichnung ihrer Mutter. „Anmutige Tiere. Fast so schön wie Tiruman.”
Ron sah auf, sichtlich überrascht, dass sie ihn ansprach. „Wer ist das?”
„Der Drache, den ich aufgezogen habe. Ein Flugdrache.” Sie war einen Monat lang nicht zur See gefahren, um das Drachenei zu hüten.
„Auf dem Festland gibt es keine Drachen.” Also hatte er noch nie einen gesehen. Was würde er wohl von ihnen halten? Sie waren monströs im Vergleich zu seinen Pferden.
„Sie haben einen Panzer statt des Fells. Aber die silberfarbenen Schuppen der Flugdrachen schimmern in der Sonne genauso wie das Fell der schwarzen Pferde.” Ihr Blick verlor sich in der Ferne. Selten hatte sie etwas so tief berührt wie der Anblick des verknautschten Wesens, das sich  mühsam durch die harte Schale pickte. Die Elfen hatten sie davon abgehalten, ihm zu helfen; es war seine Aufgabe, nicht ihre. „Selbst für uns Hochseebewohner ist es eine unerhörte Ausnahme, mit einem Flugdrachen zu leben. Ich bin stolz darauf und liebe meinen Drachen mehr als alles sonst auf der Welt.“
In den aufmerksamen Blick, mit dem Ron ihr zuhörte, stahl sich ein amüsiertes Funkeln. Müsste er ihre Liebe für Tiruman nicht verstehen, wo er diese Pferde doch so hätschelte?

Lert, der Schiffskoch, hatte ihr einen einzelnen verschrumpelten Apfel auf den Tisch gelegt − nicht nur das Wasser wurde knapp. Sie schnitt den Apfel in dünne Scheiben, um den bröckeligen Zwieback mit dem halb vertrockneten Obst genießbarer zu machen. Das Wasser roch nach moderndem Holz und schmeckte brackig. Angewidert stellte sie den Holzbecher nach einem Schluck beiseite.
„Dreimaster an Backbord“, kam ein Ruf vom Krähennest.
Sie steckte den letzten Bissen Apfel-Zwieback in den Mund und ging an Deck. 
Bald darauf war das Schiff am südlichen Horizont für alle sichtbar: Eine Fleute, wie sie die Salzhändler aus Sondharrim im Süden der Dracheninsel gern benutzten. Dank des niedrigen Tiefgangs konnten sie mit ihnen weit in die Salzmarschen von Dhaomond hineinfahren.
Der Dreimaster driftete langsam auf sie zu. Zwei der Rahsegel am Großmast hingen in Fetzen und der Fockmast schien auf halber Höhe gekappt worden zu sein. Entweder war das Schiff in schweres Wetter geraten oder in ein Gefecht.
„Setz die Flagge von Kruschar“, befahl Nanja. Farwo zog die Brauen hoch, aber er gab den Befehl kommentarlos weiter: In gewisser Weise segelten sie derzeit im Auftrag von Kruschar. 
Nanja stieg zu Sitaki aufs Achterdeck. „Hoffentlich können wir ihnen noch helfen.“
„Wir kämen allemal zu spät.“ Farwo war ihr gefolgt; er dachte offensichtlich, er hätte etwas zu sagen zu dem, was sie taten.
Sitaki musterte ihn mit offenkundigem Missfallen. „Manchmal wäre es gut, wenn wir Riemen hätten!“
„Rudern? Hast du schon einmal einen freien Mann rudern sehen?“ Farwo verzog angewidert den Mund.
„Menschen nicht, aber Elfen.“ Sitaki grinste. „Du kannst viel von ihnen lernen.“
„Wir werden auch so zu diesem Schiff gelangen.“ Auch als Kaperfahrerin hielt Nanja sich an das Gesetz der See, jedem in Not geratenen Schiff zu helfen. Sie befahl den Bootsmann zurück aufs Deck. „Lass alle Segel setzen! Fangt mir jeden Windhauch ein!“
„Unser Ziel liegt im Osten.“ Farwo rührte sich nicht. „Denen dort nützt es nichts und wir sind bald selber in Not.“
„Eine lohnende Prise ist es allemal.“ Sitaki richtete den Kurs nach Süden aus. „Ich lasse keine Beute in Sichtweite an mir vorbeitreiben.“
Farwo blickte von einem zum anderen, dann stieg er mit einem empörten Schnauben hinunter. 
Sitaki schob seine Pfeife vom rechten Mundwinkel in den linken. „Was für ein Besserwisser.“
 „Ich hätte ihn nicht anheuern sollen.“ Aber nach der Schlacht gegen die Schiffe von Allcress waren so viele verletzt gewesen, dass sie zusätzliche Seeleute vom Festland brauchten, um die Agena zu segeln.

Wer nichts zu tun hatte, stand neugierig am Schanzkleid; gespannt, was sie auf der Fleute finden würden: Sie hofften alle auf eine gute Prise. Selbst Ron interessierte sich einmal für etwas Anderes als seine Pferde.
Bis zum späten Nachmittag gelang es Sitaki, so nahe an die havarierte Fleute heranzukommen, dass sie hinüberrudern konnten. An Deck des fremden Schiffs rührte sich nichts. Bis auf eine kleine Gestalt am Ruder wirkte es aufgegeben.
„Ein Kind“, rief Ron verblüfft. „Ein Wunder, dass es noch lebt.“ Hier muss auch der Aspekt „besonderer Draht“ auftauchen - Verwundderung von Nanja über sein Interesse - sspzeill an dem Kind .. Er kännte von scih aus drum bitten, mit hinüber zu rudern..
Nanja blinzelte gegen die Sonne. Tatsächlich ein Kind. „Ein kleines Mädchen!“ Es reichte nicht einmal bis zur Oberkante des Ruders.
Sie befahl, zwei Boote ins Wasser zu lassen und fuhr selber mit Farwo, Ron und einem weiteren Dutzend Männern hinüber. Mit Kindern kannten die sich nicht aus.
An Deck der Fleute stiegen sie über wirr herumliegendes Tauwerk und mussten erst ein zerfetztes Segel beiseite räumen, ehe sie die Decksluke öffnen konnten. Fauliger Gestank schlug ihnen entgegen. Während die Männer hinunterstiegen, ging Nanja zu dem Mädchen aufs Achterdeck.
Das Ruder war festgezurrt und ließ sich nur wenige Finger breit bewegen. Die Kleine hielt sich mehr daran fest als zu steuern. Sie strich sich die dunklen Haare aus dem salzverkrusteten Gesicht und begrüßte Nanja mit einem müden Lächeln.
„Gut, dass ihr endlich kommt!“, murmelte sie. „Ich warte schon so lange auf euch.“
Nanja ging in die Hocke und legte den Arm um sie. „Wie heißt du? Was ist hier passiert?“
„Ich bin Lastella.“ Ein Elfenname. Lastella begrüßte sie so unaufgeregt, weil sie zuvor in ihre Gedanken geschaut hatte.
„Was ist passiert?“, wiederholte Nanja. „Warum bist du allein hier oben?“
In den Augen der Elfin glitzerten Tränen; sie versuchte, sie wegzublinzeln. „Sie sind alle unter Deck.“ Sie sprach leiser und leiser. „Vater ist gestorben und alle anderen auch.“ Sie zog den Kopf zwischen die Schultern und blickte aus den Augenwinkeln hastig um sich. „Dämonen haben sie in Besitz genommen.“ Dämonen – trotz der Elfen an Bord; das war beunruhigend.
Nanja schauderte bei der Vorstellung, was sich unter Deck abgespielt haben musste. „Haben sie sich gegenseitig umgebracht?“
„Seitdem warte ich darauf, dass ein anderes Schiff kommt. Wir sind so weit weg von zu Hause. Niemand weiß etwas.“
„Du denkst, niemand hat deine Gedanken wahrgenommen?“
Lastella nickte. „Es ist zu weit. Erst als dein Schiff näher kam, habe ich den Schatten einer Antwort gesehen.“
„Wir bringen dich nach Hause“, versprach Nanja.
„Wer bist du?“
Nanja lächelte. „Ich bin die Piratin.“
„Dann kennen sich unsere Väter.“
„Aber jetzt sind sie beide tot.“
„Deiner auch?“ Lastella  drückte Nanjas Arm. „Das tut mir leid.“
„Warum seid ihr überhaupt mit einem fremden Handelsschiff auf Reisen gegangen?“
Lastella machte ein ratloses Gesicht. Natürlich, sie konnte kaum eine Antwort darauf haben: In Gegenwart ihres Vaters hatte sie sich wohlerzogen aus den Gedanken der anderen herausgehalten.
Farwo kam zu Nanja aufs Achterdeck. „Dort unten liegen zehn tote Männer. Die meisten haben schwere Verletzungen, die nicht versorgt worden sind. Nur zwei Leichen scheinen äußerlich unversehrt.“ Er starrte Lastella nachdenklich an. „Danke Aharon, dass du noch lebst.“
Lastella presste die Mundwinkel verächtlich herab. Eher schrieb sie Aharon zu, dass ihr Vater tot war.
„Der Rest der Besatzung ist wohl über Bord gegangen.“ Das war gewiss, denn mit nur zehn Männern konnte man selbst eine Fleute nicht segeln.
„Lastella spricht von Dämonen.“ Nanja lief erneut ein Schauer über den Rücken. „Und die Ladung?“
Farwo breitete grinsend die Arme aus. „Äxte, Schwerter, Lanzen. Metall, so viel du willst.“
Einer nach dem anderen stiegen die Seefahrer wieder an Deck und brachten die Leichen hoch. Lastella umklammerte Nanjas Arm mit beiden Händen, während sie sie betrachtete. Eine der unversehrten Leichen war ihr Vater. Der Elfenfürst hatte die Augen weit aufgerissen, als habe er im letzten Moment seines Lebens etwas Furchtbares gesehen. Von Lastella kam ein Laut wie ein unterdrückter Schluchzer.
Nanja bückte sich und schloss ihm die Lider. Während die anderen Toten über Bord geworfen wurden, ließ sie den Elf in ein Segeltuch einschlagen und wieder unter Deck bringen.
Dann stieg sie hinunter, um sich die Waffen anzusehen. „Ladet das Zeug um. Ich weiß, wen wir damit glücklich machen können.“ Die Rebellen von Dhaomond zahlten gut.
Sie warteten, dass die „Agena“ nahe genug heran war, dann nahmen sie die Fleute in Schlepp. Drei Männer blieben zurück, um sie zu manövrieren.
Als Nanja mit den anderen wieder in die Boote stieg, bestand Lastella darauf, dass Ron ihr vom Schiff herunterhalf und im Boot drückte sie sich an ihn. Es schien ihm nichts auszumachen. Was für ein seltsamer Mann, der mit Kindern genauso gut umgehen konnte wie mit Pferden.
„Bevor wir wieder auf Kurs nach Kruschar gehen, bringen wir Lastella nach Hause auf die Schwimmenden Inseln.“ Wenn sie nur aus der Flaute herauskamen – Wasser war ein größeres Problem als die Zeit, die bis zum Herbstfest blieb.
Ron strich dem Mädchen übers Haar. „Du bist eine Elfin?“ Ehrfürchtiges Staunen lag in seiner Stimme.
„Weißt du das denn nicht?“  Für einen Moment wirkte Lastella fassungslos. Dabei erkannten selbst Hochseebewohner Elfen nicht immer. „Ich bin Loperos Tochter und wenn ich groß bin, bin ich eine Prinzessin.“
Nanja lachte amüsiert. „Eine Prinzessin bist du schon jetzt.“
Lastella sah an ihren schmutzigen Kleidern herab und rümpfte die Nase.


Überarbeitete Ausgabe des Romans, der 2013 vom Carlsen Verlag unter "impress" herausgegeben worden war. Diese neue Ausgabe entspricht meinen ursprünglichen Intentionen als "klassischer" Fantasy-Roman.

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12.3.17

#SampleSunday - La nieta

Madeline Lagrange, la nieta del presidente del "club de baile Lietzensee", ve el baile de salón únicamente como técnica cultural, que aprende sin gran ambición. Luego se encuentra con los bailarines de square dance de la asociación. Y se enamora completamente; no sólo del baile, sino también del caller del grupo, el americano Chris Rinehart.
Chris queda fascinado por Madeline desde el primer momento. Pero él es el entrenador del grupo, y ella es menor de edad. Así empieza una batalla contra su creciente cariño hacia ella y le niega sus sentimientos.
Mientras Madeline, con la falta de compromiso de los diecisiete años, intenta seducir a Chris, su abuelo hace todo lo posible para hacer que lo expulsen del club y separar a los dos.

  Traducción:  Raquel Madrid López

 
1


—Delante, delante, lado, centro... —La clara voz de Ines Grube ahogaba la música. Nueve parejas se esforzaban por seguir las instrucciones de la profesora.
Madeline Lagrange estiró el brazo contra el busto de su pareja de baile, para conseguir alejarse un poco más. —¡Robert, me aplastas!
Robert Merck apretó los labios, pero aflojó su agarre. —¿Mejor así? —Su voz sonó con burla. —No sabía que fueras tan frágil.
Ella puso los ojos en blanco. Por eso perdió el compás inmediatamente y Robert volvió a agarrarla fuertemente.
Al pasar bailando por delante de la puerta abierta, lanzó una mirada al gran reloj que colgaba sobre el bar. Parecía que se hubiera quedado parado. ¿No tenía que terminar ya la hora?
Abuelo estaba sentado en la barra y parecía mirarla; sus pies marcaban el ritmo. Después de casi veinte años no había perdido práctica. Tal vez debería practicar con él en vez de con este tipo tan nervioso.
Ines apagó la música e indicó un descanso.
—¡Por Dios! —Madeline se secó el sudor de la frente con el dorso de la mano y se miró los pies. —Mis medias nuevas deben estar hechas una ruina.
—Normal, si siempre pones tus pies bajo los míos.
—¡Así que es eso! —¿Acaso lo encontraba gracioso? Dejó a Robert y se acercó al bar.
—¡Mi Madeline! —George Lagrange le ofreció un vaso de agua mineral mientras la miraba con ojos brillantes. —Eres mucho mejor que tu pareja, ¿quién es, por cierto?
Marga Fischer, que se ocupaba tanto de la oficina como del bar, alcanzó el vaso vacío de George mientras sujetaba una botella de vino tinto en la otra mano para rellenarlo. —Tu nieta lleva el ritmo en la sangre. ¿De quién lo habrá heredado? —Con un guiño se lo rellenó.
—De mi hijo seguro que no. Ha vuelto a hacer saltar por los aires medio laboratorio.
Marga clavó su mirada, asustada. —¡No! —Rio nerviosa. —¡Me tomas el pelo!
—Para nada. Apareció ayer en el periódico. —En su frente apareció una arruga de enfado. —Claro que no me ha explicado qué sucedió. —Cogió el vaso de Marga y se lo devolvió a Madeline. —Así que, ¿con quién bailas?
Ella se encogió de hombros. —Robert Merck. Su padre es compañero de Klaus Wächter, por cierto.
—O sea, familia de policías. —La arruga en el entrecejo de George desapareció. Cuando Robert se acercó a la barra al poco rato, le dirigió una amable mirada.
Robert le pidió una cerveza a Marga. —Me la he ganado.
—¿Qué pasa con el coche? —preguntó Madeline mordaz—. Querías llevarme a casa.
Se sonrojó hasta las orejas mientras Madeline ocultaba su diversión tras el vaso en alto.
George se rascó la barbilla de modo pensativo. —¿Bailará de nuevo con nosotros tras el curso de prueba?
Robert dirigió su mirada a Madeline. —El club de baile Lietzensee tiene muy buena fama, me gusta. Claro, si encontrara una pareja para el círculo.
—Por supuesto. —George asintió contento. —Hasta entonces. —Alzó su copa hacia Robert. —Le he estado observando.
—¿Y qué opina? —Robert se puso tenso. —¿Podré aspirar algún día a la perfección?
—Bah... —Madeline bufó. —¿Qué era eso? ¿Intentando cazar cumplidos, Robert? —No se molestó en disimular su desprecio.
—Hoy no aguantas ni una broma, Madeline, y eso que no te he pisado tantas veces.
George siguió la mirada automática de Madeline hacia sus pies. En el derecho tenía una mancha cerca del tobillo. —Bailar en sandalias no es una idea brillante, deberías comprarte unos zapatos de baile apropiados.
—¿Para qué? En cuanto salga a la calle una vez con ellos estarán para tirar.
—¿A qué se dedica, Robert?
—A nada en especial. —Se encogió de hombros. —Trabajo en la sede del ayuntamiento en Reinickendorf. Pero no es para el resto de mi vida. —Hubo un destello en sus ojos. —Hacer carrera como bailarín de competición... eso es lo que realmente quiero.
—En mi época tuve bastante éxito. Cuatro veces entre los tres primeros del campeonato alemán, y dos veces en el campeonato mundial. —Aunque abuelo nunca había ganado, eso se lo ocultó a los jóvenes. —Mi padre ya estuvo en los comienzos de los bailes en formación antes de la Segunda Guerra Mundial. Ahora Madeline continúa la tradición familiar.
¿Qué se creía? —¡Abuelo! —Madeline agitó la cabeza. —Para conseguir una plaza como estudiante de medicina ya sé a qué tengo que dedicar mi tiempo hasta el Abitur.
—¡Eres tan lista, Madeline! No puedo creerme de veras que necesites tanto tiempo para estudiar. —Robert la agarró de la mano. —Esto sigue.
—Aún quiero terminarme el agua. —Se soltó y lo colocó mirando al salón. —Ve yendo.
Robert paseó la mirada vacilante entre Madeline y la sala de baile. La música comenzó a sonar, Ines continuaría pronto. Se puso en marcha, aún dudoso.
—Uf... —Madeline suspiró cuando él estuvo fuera del alcance del oído. —Me-tie-ne-fri-ta.
—¿Cómo así? ¡Es bien simpático! Y ambicioso.
—Pues no es mi tipo.
George sonrió divertido. —¿Y quién es tu tipo?
Madeline miró al techo como ensoñada. —Alto, esbelto, moreno. Adulto.
—Parece que tuvieras a alguien concreto en mente. ¿Estás enamorada de uno de tus profesores?
Madeline rio; no era asunto de abuelo. —Allá voy otra vez.
Pero apenas dio dos pasos. Contuvo la respiración mientras observaba al hombre que se acercaba. Esbelto, hombros anchos; vaqueros y camiseta tan ajustada que se distinguían todos los movimientos de sus músculos. Pelo negro, aunque un poco demasiado corto para su gusto.        —¡Guau! —Espiró lentamente. ¿Acaso lo habría conjurado?
Mirándolo por el rabillo del ojo, se giró a Marga. —¿Quién es?
—Chris Rinehart, nuestro caller.
—¡Oh! —¿Qué significaba aquello?
—¡Madeline! —Robert estaba haciéndole señas, así que, con un suspiro, se puso en camino. 



***

La mirada de Chris se clavó en Madeline, mientras ella andaba a trompicones con evidente disgusto hacia el salón de baile. Su hermoso rostro se había quedado congelado en una sombría mueca. ¿Qué hacía esa chica aquí, si no tenía ganas de bailar?
—Buenas tardes, Chris. —Marga lo sacó de sus pensamientos. —He apalabrado una sustitución. Las instalaciones no se pueden seguir reparando.
George arqueó las cejas. —¿Sustitución, Marga? No contábamos con ello en nuestro presupuesto.
—Tampoco con la reparación. Pero es lo que hay. Ya lo he hablado con Werner.
El rostro de George se relajó un poco. —Siempre estás en todo.
Marga inclinó rápidamente la cabeza sobre el fregadero y empezó a meter los vasos vacíos. George deambuló hasta el salón de baile. Chris se unió a él y se apoyó en el marco de la puerta.
La mayoría de las parejas irradiaban una imagen de compasión. Pero lo que Madeline y su pareja representaban se asemejaba más a una lucha que a un vals inglés. ¿Por qué no le dejaba dirigir a él, como debía ser? Claramente no le correspondía a ella.
Sus miradas se cruzaron; Chris no pudo contener la risa. Ella se sonrojó y apartó rápidamente la mirada. Chris no quería apartar su mirada. Aquel mechón rojizo entre su salvaje melena rubia oscura le daba un aire de osadía que encontraba muy atractivo. Encajaba muy bien con el forcejeo con su pareja. 

(...)

La nieta. Quick, quick, slow - club de baile Lietzensee 
La novela pertenece a una serie sobre el ambiente de baile berlinés, que escribo junto a otras autoras. Hasta ahora he escrito tres de las novelas.

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19.6.16

#SampleSunday - "La nipote"

Romanzo d'amore nella serie "Quick, quick, slow - Club di Danza Lietzensee" 

Madeline Lagrange, la nipote del presidente del “Club di Danza Lietzensee”, vede il ballo liscio soltanto come uno strumento di cultura che apprende senza grande entusiasmo. Poi si imbatte nel gruppo di square dance del circolo. E si innamora  – non solo del ballo, ma anche del caller, l’americano Chris Rinehart.
Chris è affascinato da Madeline fin dal primo istante. Ma lui è l’istruttore del gruppo e lei è minorenne. Lotta contro il suo crescente affetto per lei e rinnega i propri sentimenti nei suoi confronti.
Mentre Madeline, con la caparbietà dei suoi diciassette anni, cerca di sedurre Chris, suo nonno fa di tutto per bandirlo dal circolo e per mettere zizzania tra loro


Primo capitolo:

«Avanti – avanti – a lato – chiudo...» La voce squillante di Ines Grube sovrastava la musica. Nove coppie si affannavano a seguire le indicazioni dell’istruttrice.
Madeline Lagrange sollevò le braccia contro il petto del suo compagno di ballo per aumentare la distanza. «Robert, mi stai schiacciando!»
Robert Merck increspò le labbra, ma allentò la presa. «Bene così?» La sua voce aveva un tono di scherno. «Non sapevo che fossi così fragile.»
Lei strabuzzò gli occhi. Intanto andò subito fuori tempo; Robert la afferrò di nuovo più forte.
Quando danzando passarono davanti alla porta aperta, lei lanciò un’occhiata al grande orologio sopra al bar.
Sembrava che nel frattempo si fosse fermato. L’ora non avrebbe dovuto essere quasi finita?
Il nonno sedeva al bancone e sembrava osservarla; i suoi piedi si muovevano a tempo. Anche dopo quasi vent’anni, non aveva ancora dimenticato nulla. Forse avrebbe fatto meglio a esercitarsi con lui, invece che con questo tizio irritante.
Ines spense la musica e ordinò una breve pausa.
«Mamma mia!» Madeline si asciugò il sudore dalla fronte con il dorso della mano. Poi si guardò i piedi. «Le mie calze nuove si saranno rovinate.»
«Ma anche perché tu metti sempre i tuoi piedi sotto ai miei.»
«Ah, allora è così!» Per caso lo trovava divertente? Lasciò Robert e andò al bar.
«La mia Madeline!» George Lagrange, con gli occhi raggianti, tese verso di lei un bicchiere di acqua minerale. «Sei di gran lunga più brava del tuo compagno. A proposito, chi è?»
Marga Fischer, che si occupava del bar oltre che dell’ufficio, allungò una mano verso il bicchiere vuoto di George per riempirlo ancora, tenendo nell’altra la bottiglia di vino rosso. «Tua nipote ha il ritmo nel sangue. Chissà da chi lo avrà ereditato?» Facendo l’occhiolino, gli versò il vino.
«Da mio figlio sicuramente no. Ha già fatto di nuovo saltare in aria mezzo laboratorio.»
Marga lo fissò esterrefatta. «No!» Rise nervosamente. «Mi stai di nuovo prendendo in giro!»
«Niente affatto. C’era ieri sul giornale.» Sulla sua fronte apparve una ruga di rabbia. «Ovviamente non me l’ha raccontato lui.» Prese il bicchiere a Marga e si voltò di nuovo verso Madeline. «Allora, chi è questo con cui balli?»
Lei alzò le spalle. «Robert Merck. Suo padre è più o meno un collega di Klaus Wächter.»
«Famiglia di poliziotti, dunque.» La ruga sulla fronte di George scomparve. Quando subito dopo Robert arrivò al bancone, diresse al ragazzo uno sguardo cordiale.
Robert si fece dare una birra da Marga. «Adesso me la sono guadagnata.»
«E con la guida, come la mettiamo?», chiese Madeline, tagliente. «Volevi accompagnarmi a casa.»
Lui arrossì fino alla punta dei capelli. Madeline nascose il suo divertimento dietro al bicchiere sollevato.
George si grattò il mento, pensieroso. «Ballerà ancora con noi, dopo il corso introduttivo?»
Lo sguardo di Robert si spostò su Madeline. «Il Club di Danza Lietzensee ha una notevole reputazione; mi piace. Penso di sì – se si trova una compagna per il gruppo di ballo?»
«Ma certamente.» George annuì soddisfatto. «Allora, al successo.» Alzò il bicchiere in direzione di Robert. «L’ho osservata poco fa.»
«E? Cosa ne pensa?» Si irrigidì. «Posso sperare di diventare perfetto, un giorno?»
«Bah!» Madeline sbuffò. «Cosa sarebbe questo? Fishing for compliments, Robert?» Non si diede la briga di nascondere il suo disprezzo.
«Oggi non sai proprio stare allo scherzo, Madeline! Non ti ho mica pestato i piedi così spesso!»
George seguì lo sguardo istintivo di Madeline verso il basso. Sul piede destro aveva una macchia di sporco vicino alla caviglia. «Ballare con i sandali non è molto furbo. Comprati delle vere scarpe da ballo.»
«A che scopo? Se ci cammino in strada una volta, poi le posso buttare via.»
«Che lavoro fa, Robert?»
«Niente di speciale.» Alzò le spalle. «Ufficio distrettuale di Reinickendorf. Ma di sicuro non per tutta la vita.» I suoi occhi scintillarono. «Una carriera come ballerino da sala... Questo sì che è da farci un pensierino.»
«Ai miei tempi ebbi davvero un notevole successo. Quattro volte tra i primi tre al campionato tedesco; idem per due volte ai campionati del mondo.» Però il nonno non aveva mai vinto; questo lo taceva sempre ai giovani. «Mio padre partecipava già agli albori del ballo in formazione prima della seconda guerra mondiale. Madeline continua la tradizione di famiglia.»
Cosa gli saltava in mente? «Nonno!» Madeline scosse la testa. «Per ottenere un posto a Medicina, so già adesso come saranno riempiti i miei giorni fino alla maturità.»
«Sei così intelligente, Madeline. Non riesco proprio a immaginare che tu possa aver bisogno di così tanto tempo per studiare.» Robert cercò di prenderle la mano. «Si ricomincia.»
«Io sto ancora finendo di bere la mia acqua.» Madeline si ritrasse da lui e lo sventolò via in direzione della sala da ballo. «Va’ pure.»
Robert, titubante, spostava lo sguardo avanti e indietro tra Madeline e la sala da ballo. Poi iniziò piano la musica: a breve Ines avrebbe ricominciato. Iniziò a muoversi, ancora esitante.
«Uff!» Madeline sospirò, quando fu fuori portata d’orecchio. «Mi. Dà. Sui. Nervi.»
«E perché mai? È davvero simpatico! E così ambizioso.»
«Non è proprio il mio tipo.»
George ridacchiò. «E chi sarebbe il tuo tipo?»
Lei guardò verso il soffitto, trasognata. «Alto, snello, con i capelli neri. Adulto.»
«Suona come se tu avessi in mente qualcuno in particolare. Ti sei invaghita di uno dei tuoi insegnanti?»
Madeline rise; non erano affari del nonno. «Allora io torno di là.»
Dopo due passi, però, si fermò. Trattenendo il respiro, fissò l’uomo che stava entrando in quel momento. Slanciato e con le spalle larghe; jeans e una t-shirt tanto stretta che sotto di essa si delineavano i movimenti dei suoi muscoli. E capelli neri, anche se un po’ troppo corti per i suoi gusti. «Wow!» Espirò lentamente. Lo aveva forse appena evocato lei?
Continuando a guardare l’uomo con la coda dell’occhio, si voltò verso Marga. «E questo chi è?»
«Chris Rinehart, il nostro caller!»
«Eh?» E cosa significava?
«Madeline!» Robert le fece un cenno brusco e con un sospiro lei si rimise in movimento.

***

Lo sguardo di Chris si incollò su Madeline, che camminava verso la sala da ballo con evidente svogliatezza. Il suo bel viso era irrigidito in una smorfia arcigna. Cosa ci faceva qui quella ragazza, se non aveva alcuna voglia di ballare?
«Buonasera, Chris!» Marga lo strappò alle sue riflessioni. «Ho provveduto alla sostituzione. Lo stereo non si poteva più riparare.»
George alzò le sopracciglia. «Sostituzione, Marga? Non è previsto nel nostro bilancio.»
«Neanche una riparazione. Ma va bene. Ho già parlato con Werner.»
La fronte di George si distese un po’. «Tu pensi sempre a tutto.»
Marga chinò rapidamente la testa sul lavandino, in cui mise i bicchieri vuoti. George bighellonò verso la sala da ballo. Chris si unì a lui e si appoggiò contro il telaio della porta.
La maggior parte delle coppie offrivano sempre una scena pietosa. E quella che allestiva Madeline con il suo compagno era più simile a un incontro di lotta che a un valzer lento. Perché non lasciava che fosse lui a condurre, come si conveniva? Era evidente che quel ballo non faceva per lei.
I loro sguardi si incrociarono; Chris non poté fare a meno di sorriderle. Lei arrossì e distolse velocemente lo sguardo. Chris non voleva guardare da un’altra parte. La ciocca rosso vino, nella sua chioma scarmigliata biondo scuro, dava un tocco audace che lo affascinava. Si confaceva alla zuffa con il compagno.
«Il corso per una sera potrebbe anche durare di più, così mostro loro qualche passo di square dance», disse a George.
George si impuntò. «Questo è un corso introduttivo di ballo liscio!» Si schiarì la gola e poi la sua voce suonò meno brusca. «Come circolo, è già abbastanza problematico organizzare un corso.»
Marga storse gli occhi; dopodiché Chris rinunciò a replicare.


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9.4.16

#SampleSunday - Il cavallo di fuoco

Il cavallo di fuoco. Romanzo fantasy

In una notte di tempesta, presso l’allevamento di cavalli del Lago d’ombra, nasce un puledro bianco. La sua nascita nel mondo dei mortali fa svanire il potere del fuoco dal Regno d’ombra e minaccia di mandare in rovina anche l’isola di Seoria.
Il «vecchio Grint» tenterà di approfittare di questo momento di debolezza per sottomettere tutto il Regno d’ombra. Moghora, sovrana di Seoria e principessa dei maghi, dovrà ora combattere in entrambi i mondi per conservare il suo potere.
Gli abitanti della fattoria e di un vigneto confinante si troveranno costretti a prendere parte alla lotta e alla fine decideranno l’esito del conflitto tra Moghora e il vecchio Grint.



Un'occhiata all'inizio:

1

Silvana scese le scale a tastoni con le scarpe in mano. Attraverso le fessure della porta della cucina vide la luce accesa, segno che suo fratello era ancora chino sui libri contabili. La giovane donna aprì il pesante portone con cautela ma, appena sgusciata fuori, una raffica di vento le strappò la porta di mano facendola sbattere violentemente contro la serratura.
L’ombra di Doriano apparve alla finestra della cucina, ma non le fece cambiare idea: Silvana corse scalza attraverso il cortile.
Doriano aprì la finestra. «Silvana! Silvana, torna indietro. Cosa fai là fuori con questo tempaccio?» Si infilò l’impermeabile e si affrettò a seguirla.
Ancora non pioveva, ma già i tuoni rombavano in cielo e il vento faceva sbattere le persiane e roteare in aria i resti del fieno che al mattino avevano ammassato contro la parete del capanno degli attrezzi. Silvana corse a fissarle.
Mentre stava per raggiungere la scuderia, un fulmine si abbatté ai margini del campo di mais trasformando il vecchio pino in una torcia fiammeggiante. Dal portone della scuderia entrava un odore di bruciato che faceva fremere nervosamente i cavalli. Miklos e Waltari, i due stalloni, colpivano con gli zoccoli le pareti dei box. Sulla paglia c’era una giumenta nera che la accolse con un lieve nitrito.
Silvana cercò a tentoni una lanterna e l’accese. «Larissa, tesoro mio! Ci siamo?» Si inginocchiò e massaggiò delicatamente il grande ventre della cavalla, che sbuffava e gemeva.
Silvana le accarezzò il collo. «Sarà un bellissimo cavallino, vedrai. Tuo figlio porterà in sé il fuoco di tutti i fulmini che stanno cadendo ora. Sarà veloce come la tempesta che infuria sulla scuderia e potente come un rombo di tuono.»
Si sentì una risatina. Suo fratello era entrato inosservato nella stalla. «È una formula magica per il nuovo puledro?»
«Ah, Doriano!» Silvana si alzò e prese la lanterna per illuminargli il percorso.
«Con questa luce i tuoi ricci scomposti sembrano quelli di una piccola strega.» «O di un elfo» aggiunse sollevando le sopracciglia. «Come facevi a sapere che Larissa stava per partorire? È troppo presto!»
«Ha bisogno di aiuto.» Silvana appoggiò la mano sulla testa della giumenta per calmarla.
«Anche noi. Per salvare l’allevamento avremmo bisogno di un cavallo con il diavolo in corpo.»


Finalmente, verso l’alba, un puledro fece il suo ingresso nel mondo barcollando sulle lunghe zampe.
«Un albino» esclamò Doriano perplesso.
«Ma no, non vedi che ha gli occhi neri?» Silvana diede un buffetto alla giumenta, aggiungendo con una strizzatina d’occhio: «Larissa, con chi ci hai tradito?»
«Forse è davvero il cavallo magico che abbiamo desiderato.» Doriano si sedette sulla paglia e le abbracciò entrambe.
Quando uscirono dalla stalla vennero di nuovo strattonati dalla tempesta, che era ancora nel pieno della sua furia, pur non sembrando più così minacciosa alla luce del nuovo giorno. Sorridendo alzarono il viso verso il cielo esponendolo alle poche gocce di pioggia e saltellarono tra le pozzanghere formatesi durante la notte.
In quel momento cadde di nuovo un fulmine e dal tetto della casa si alzarono subito delle fiamme.
I due ragazzi rimasero come paralizzati.
«Andiamo a spegnerlo, forse facciamo ancora in tempo» gridò Doriano contro il fischio della tempesta afferrandole la mano.
Silvana si staccò dalla sua presa. «No, prima i cavalli! Dobbiamo farli uscire prima che il fuoco si propaghi alle scuderie!» Tornò indietro di corsa senza prestargli attenzione.
Il vento soffiava già ondate di fumo verso la stalla. Gli animali sentivano l’odore del fuoco e nitrivano spaventati.
Silvana fece uscire per primi i due stalloni tenendoli per la criniera e parlando con voce rassicurante. Mentre usciva, aprì le porte degli altri box, ad eccezione di quello di Larissa e del suo puledrino. I cavalli la seguirono senza opporre resistenza.
Nel frattempo Doriano corse al pozzo, riempì due secchi d’acqua e si affrettò a raggiungere la soffitta. Dal lato del cortile bruciava già uno dei pilastri di supporto del tetto. L’acqua non era sufficiente a spegnere l’incendio.
Si precipitò verso uno dei cassettoni facendo cadere tre sedie impilate e da una cassapanca estrasse in fretta vecchie coperte e vestiti. Provò freneticamente a soffocare il fuoco con la stoffa, ma riuscì solo a fare schizzare in giro le scintille. Le fiamme cominciarono a lambire le travi del tetto. Il vento attizzava il fuoco spingendolo verso di lui.
Corse nuovamente in cortile a riempire i secchi e, di ritorno in soffitta, gettò con tutta la forza l’acqua contro le travi, ma il fuoco continuava a divorarle. Scese le scale di corsa, ormai scoraggiato, gettando, prima di uscire, i secchi in cucina. Da solo non ce la poteva fare.
Silvana era tornata nella stalla. «Larissa, dobbiamo portare te e il tuo puledro al pascolo. Ce la fai?» Mise una coperta sulla giumenta continuando a parlarle con dolcezza. Larissa era ancora debole, ma la seguì subito, come se capisse la gravità della situazione. Dolcemente spinse in avanti il puledro, che traballava sulle gambe sottili. Molto lentamente, affinché il puledro potesse seguirle, Silvana li portò fuori dalla stalla.
Mentre si dirigeva verso il pascolo recintato arrivò Doriano. «Silvana, perché non mi aiuti? Non ce la faccio a spegnere il fuoco da solo! Perderemo tutto.» Lacrime di rabbia gli scorrevano sul volto.
«Non finché abbiamo i cavalli!» esclamò Silvana infastidita. «Invece di sforzarti invano là sopra, avresti dovuto cercare il modo di proteggere le scuderie.»
«Perché, vuoi dormire nella stalla da ora?»
Con uno schianto assordante un altro fulmine si abbatté su un vecchio capanno che si trovava in fondo ai campi ...


Il cavallo di fuoco. Romanzo fantasy di Sabine Abel, Monique Lhor, Annemarie Nikolaus.

Tascabile: Amazon e Rizzoli
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13.5.15

#SampleSunday "Zurück aufs Parkett"

Tanzroman aus der Reihe " Quick, quick, slow - Tanzclub Lietzensee"

 Nach einem schweren Autounfall hat Friederike Lagrange den Turniertanz aufgeben müssen und stattdessen Karriere als Hochschullehrerin gemacht. Nun wagt sie sich zusammen mit einem Kollegen wieder aufs Parkett. Aber als sie mit dem Tanzclub Lietzensee einen Film über Tänze des Barocks plant, will auch ihr Mann wieder mit ihr tanzen. Kann sie ihr Dilemma lösen, ohne einen von beiden zu kränken?


1

Entgeistert blickte Friederike Lagrange ihrer Enkelin hinterher: Madeline hatte sich ihre balinesische Maske unter den Arm geklemmt und damit den Faschingsball anscheinend für beendet erklärt.
George Lagrange fasste nach Friederikes Hand. „Keine Sorge, sie kommt gleich wieder.“ Er beugte sich zu ihrem Ohr, um sich gegen die wieder einsetzende Musik zu behaupten. Die Combo hatte den Klavierspieler abgelöst und nun wurde es laut. Ein Ball im Tanzclub Lietzensee war nicht zum Unterhalten gedacht. „In ihren ewigen Sandalen kommt sie bei dem Schnee nicht weit.“
„Da kennst du Madeline aber schlecht, Schorsch.“ Außerdem trug Madeline Stiefel zu ihrem Piratenkostüm.
Robert Merck, einstiger Tanzpartner von Madeline, setzte sich zu ihnen an den Tisch; auf den Platz, auf dem Madeline eben noch gesessen hatte. „Wirklich schade. Mit diesem ausländischen Ringelreigen verschwendet eure Enkelin ihre Begabung.“
Irritiert hob Friederike die Augenbrauen. „Die Square Dance-Gruppe bringt dem Verein immer wieder gutes Geld.“
„Robert, mir scheint, mit uns verschwendest du deine Zeit. Bist du nicht zum Tanzen hergekommen?“
„Ich habe auf Madeline gesetzt.“ Er grinste George an. „Ich will doch nicht den Verein wechseln. Aber ich habe noch keine feste Partnerin gefunden.“
„Dann solltest du jetzt erst recht tanzen“, sagte George. „Der beste Weg, eine neue Partnerin zu finden.“
Roberts Blick ging durch den Saal. „Ich will mich mit niemandem anlegen, indem ich mich zum Konkurrenten aufschwinge.“ Sein Blick blieb an Friederike hängen. Er seufzte. „Morgen würde ich auch kaum eine wiedererkennen.“
Was war das denn für ein Argument? Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf.
George schüttelte ebenfalls den Kopf. „Darum solltest du dir keine Gedanken machen. Eine, die mit ihrem Partner zufrieden ist, wird ihn sicher nicht verlassen.“ Er drückte Friederikes Hand. „Ist ein bisschen wie verheiratet sein.“
„Ja, wenn das so ist ...“ Roberts Lächeln bekam plötzlich etwas Schalkhaftes. „Dann bist du mir sicher nicht gram, Schorsch.“ Er stand auf und verneigte sich formvollendet vor Friederike. „Darf ich zum Kriegstanz bitten, schöne Squaw?“
Sie lachte. Robert war amüsant; schade, dass Madeline nicht mit ihm ausgekommen war.
„Meine Frau tanzt nicht!“ George klang abweisend, hart.
Robert schnappte überrascht nach Luft. „Ist das wahr?“
„Ich möchte wirklich gerne tanzen. Aber das ...“ Friederike wies zur Tanzfläche, wo sich die Paare an einer heißen Samba abarbeiteten. „Das ist zu ermüdend für mich.“
Einen Augenblick schien Robert betroffen, aber dann streckte er mit einem Lächeln die Hand aus. „Dann warten wir auf einen der Langsamen Walzer. Hast du nicht auch eine Tanzkarte? Ich trage mich ein, wenn George noch etwas freigelassen hat.“
Jetzt war es an George, betroffen zu schauen. Er räusperte sich, aber bevor er etwas sagen konnte, schob Friederike Robert ihre Tanzkarte über den Tisch.
Er langte nach dem Bleistift, den Madeline liegen gelassen hatte, und schlug die Karte auf. „Die ist ja noch ganz leer!“ Er grinste George an. „Du dachtest, du hast keinen Konkurrenten?“
„Friederike tanzt überhaupt nicht mehr.“
Sie begann, sich über George zu ärgern. „Es ist ein guter Abend, wieder anzufangen. Robert ist gewiss ein rücksichtsvoller Tänzer.“ Madeline hatte allerdings etwas ganz Anderes über ihn erzählt. Weswegen sie auch nicht mehr mit ihm getanzt hatte. Aber bestimmt konnte er auch anders, wenn es nicht darauf ankam. Und von ihr wollte er nichts, falls er nicht zufällig eine neue Großmutter brauchte.
George schien sich aufplustern zu wollen. Da trat sie ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein, damit er den Mund hielt. „Ich würde mich freuen, heute Abend zwei so wunderbare Tanzpartner wie euch zu haben.“ Sie deutete in ihrer Tanzkarte auf zwei Langsame Walzer und einen Slowfox. „Trag dich hier ein, Robert.“
Er sah zu George, aber der brachte es fertig, unbewegt zu blicken. Also trug Robert sich dort ein. Dann gab er die Karte an George und hielt ihm den Bleistift hin.
Mehr als zögerlich nahm ihm George beides ab und studierte dann die Karte, halblaut mit einem Fragezeichen in der Stimme die einzelnen Tänze murmelnd. Bei der ersten Rumba sah er auf. „Die Rumba war immer dein Lieblingstanz. Aber das wird gewiss zu anstrengend für dich.“
„Zu anstrengend? Eine einfache Rumba?“ Robert sah ungläubig von George zu ihr. „Wir haben Karneval, nicht den ersten April.“
„Ich hatte einen schweren Autounfall, Robert. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich überhaupt wieder laufen konnte.“
Georges Gesicht verschloss sich immer mehr. „Und wenn Friederike sich überanstrengt, hinkt sie noch immer.“
„Das tut mir sehr leid.“ In Roberts Stimme klang aufrichtige Betroffenheit; so übel war dieser junge Mann also wirklich nicht. „Ich werde gewiss aufpassen, dass ich dich nicht überanstrenge.“ Er legte zwei Finger auf ihre Hand. „Aber willst du wirklich mit mir tanzen?“
Hatte sie das nicht deutlich genug gesagt? „Wenn ich es nicht versuche, finde ich nicht heraus, ob ich es wieder kann.“ Sie blickte George an. „Es wäre wunderbar, wenn wir wieder tanzen könnten wie früher.“ Vielleicht bekämen sie dann noch mehr von den alten Zeiten zurück; nicht nur das Tanzen.
„Nun ja. Ein paar Schritte ...“ George setzte den Bleistift bei der Rumba an. „Aber es mag dich um den letzten Tanz berauben, Robert. Ich bezweifle, dass Friederike so lange durchhält.“ Er runzelte die Stirn. „Du sagst es sofort, wenn dein Bein zu schmerzen beginnt, nicht wahr?“
Sie nickte. Aber das würde sie unter Garantie nicht tun. Sie war keine, die beim ersten Zipperlein die Flinte ins Korn warf. Andernfalls würde sie noch immer im Rollstuhl sitzen. Dass ihm das nicht klar war – Männer!
Als dann die ersten Takte des Langsamen Walzers erklangen, stand Robert auf und schob den Säbel in seiner Schärpe zur Seite. „Bist du bereit, Friederike?“
Und wie sie bereit war! Die Mokassins waren flach und schmiegten sich weich an ihre Füße. Sie bewegte sich darin, als liefe sie auf Wolken.
Robert führte sie mit sanftem Druck in den Grundschritt; mit seinem Mund war er dicht an ihrem Ohr. „Wir wollen uns nicht blamieren, gell? Sag mir, was du dich zu tanzen traust.“
Sie schloss halb die Augen, ließ sich zwei Takte lang von der Musik und von Robert führen. „Ich glaube, mit dir bringe ich alle Schritte fertig.“
Er lachte leise. „Ich habe nicht vermutet, dass du etwas vergessen hast. Aber wenn ich dich mit dem ersten Tanz schon ermüde, muss ich auf die beiden anderen verzichten.“
„Ich sag es dir, wenn es mir zu viel wird.“ Diese Erklärung brachte ihr einen mehr als skeptischen Blick ein. Er hatte also gemerkt, dass sie George vorhin belogen hatte. Sie lächelte ihn an. „Wirklich!“
Sie waren an der ersten Ecke des Saals angekommen und er führte sie in eine Drehung, beobachtete dabei den Ausdruck ihres Gesichts. Was er sah, beruhigte ihn wohl, denn sein Griff wurde ein wenig lockerer. Er entspannte sich und drehte sie gleich noch einmal.
Friederike schloss einen Moment die Augen. „Bis eben habe ich nicht gewusst, wie sehr ich das wirklich vermisst habe.“
„Und du hattest recht, es zu versuchen. Du bist geschmeidig wie ein junges Mädchen.“ Er grinste breit. „Aber viel folgsamer.“
Ob er Madeline damit meinte? Madeline hatte ihm zu Beginn des Abends fast die Augen ausgekratzt. Unwillkürlich lachte sie auf. „Manchmal lohnt es sich, folgsam zu sein.“ Für einmal verstand sie ihre Enkelin nicht. Mit ihrer Biestigkeit hatte sie nichts erreicht als sich selber diesen Abend zu verderben.
Robert wurde mutiger und tanzte eine lange Passage mit ihr, die ihr eine schnellere Schrittfolge abverlangte. „Bravo!“, flüsterte er ihr ins Ohr, versteifte sich dann aber plötzlich, die Augen geweitet.
Sie wandte den Kopf regelwidrig zur Seite, um zu sehen, wohin er schaute. Sie traf Georges Blick, der ihnen anscheinend mit zusammengekniffenen Augen folgte. In der nächsten Drehung hob sie ihre Hand halb von Roberts Oberarm, um ihm zuzuwinken.
Als der Tanz zu Ende war, seufzte sie zufrieden.
„Erleichtert?“ Robert legte ihre Hand in seine Armbeuge, um sie an den Tisch zurückzuführen.
„Ja. Aber anders als du vielleicht denkst: Ich bin froh, dass ich mich getraut habe.“
„Du scheinst sehr gut zu wissen, was du dir zumuten kannst. Ich weiß gar nicht, warum Schorsch sich solche Sorgen macht!“
Nun musste sie ihn aber doch verteidigen. „Er hat viel mitgemacht während meiner Rehabilitation. Es gab ein paar Rückschläge. Anfangs. Da wusste ich eben noch nicht, was ich mir zumuten kann und was noch nicht geht.“
„Und darum packt er dich jetzt in Watte.“
Dass sie am Tisch ankamen, enthob sie einer Antwort.
George streckte die Hand nach ihr aus und hinderte sie daran, sich sofort hinzusetzen. „Alles in Ordnung?“ Er langte an ihren Hals. „Du bist schweißgebadet.“
„Das war ich vor dem Tanz auch schon. Mein Kostüm ist zu schwer für hier. Die haben den Saal für die Halbnackten geheizt.“
George sprang sofort auf das Ablenkungsmanöver an. „Dass die Latein-Tänzerinnen immer halbnackt sind, solltest du noch wissen. Oder?“
„Sicher. Und wir waren auch immer dankbar für angemessen warme Räume.“ Sie zuckte die Achseln. „Ich beklage mich nicht. Ich habe dir nur erklärt, warum ich schwitze.“
Er ließ sie endlich los und sie setzte sich hin; mehr als froh, dass sie nun ihr Bein entlasten konnte. Sie griff nach ihrem Weinglas und schob dabei absichtlich die Tanzkarte vom Tisch. Beim Aufheben wollte sie unauffällig schauen, wie lange sie sich ausruhen konnte. Aber Robert war aufmerksam und schneller als sie. Er legte die Karte vor sie hin, noch bevor sie ihr Glas wieder abgesetzt hatte. Aber er schlug sie auf und warf einen Blick darauf. Hatte er sie etwa schon wieder durchschaut oder wollte er einfach selber wissen, wann der nächste Tanz für sie kam?
Vorsichtig bewegte sie unter dem Tisch das Bein. Wenn sie den Oberschenkel ein wenig massieren könnte, dann würde der ziehende Schmerz darin gewiss aufhören. Aber sie wagte nicht, mit der Hand unter den Tisch zu gehen; George würde es merken und wissen, was es bedeutete. Und ihr eine Szene machen.
Drei Tänze später kam der nächste Langsame Walzer. Nach zwei Drehungen wurde der Schmerz in ihrem Bein ausgeprägter. Getreu ihrem Versprechen neigte sie ihren Kopf näher zu Robert und flüsterte: „Das machen wir jetzt besser etwas weniger schwungvoll.“
„Ich habe dein Zögern schon bemerkt.“ Mit zwei Fingern streichelte er kurz und gerade spürbar ihren Rücken. „Ich bin froh, dass du es mir tatsächlich sagst.“
Sie lachte vergnügt. „Aber natürlich. Ich will doch nicht den Slowfox aufs Spiel setzen.“
„Oder die Rumba mit Schorsch.“ Daran hatte sie tatsächlich jetzt gar nicht gedacht. Da sie nichts dazu sagte, fuhr er fort. „Wie lange ist es her, seit du das letzte Mal mit deinem Mann getanzt hast?“
„Oh!“ Sie zählte in Gedanken die Jahre seit dem Unfall nach. „Eine Ewigkeit. Das war in einem anderen Leben. “
„Ihr habt bis zu deinem Unfall Turniere getanzt?“
„Wir haben praktisch nichts anderes gemacht. Außer der Arbeit natürlich.“
„Dann war das wirklich ein anderes Leben!“ Sein Blick ging zu George. „Ich vermute, er hat danach statt des Trainings die Vorstandsarbeit gemacht.“ Er sah sie aufmerksam an. „Und du? Worin hast du stattdessen Zufriedenheit gefunden?“ Warum nur hatte er im Umgang mit Madeline nicht so viel Einfühlungsvermögen gezeigt? Sie staunte immer mehr über ihn.
„Ich habe zwei Bücher über lokale Tänze im Mittelalter veröffentlicht.“
Robert verlor den Takt. „Du bist Journalistin oder so was?“
Sie lachte. „Nein, viel schlimmer. Historikerin. Ich habe eine Professur an der Freien Universität.“
Robert schluckte, sichtlich beeindruckt. Für einen Moment verloren seine Bewegungen ihre Leichtigkeit, aber dann fing er sich wieder.
Sie sagte ihm wohl besser nicht, dass sie die erste Frau überhaupt gewesen war, die eine C 4-Professur in Geschichte bekommen hatte. „Die Forschung hat mich gerettet. Wenigstens das konnte ich immer tun: lesen und Bücher schreiben.“
Er sah ein wenig versonnen aus.. „Man braucht ein Hobby, damit der Alltag nicht so grau ist. Mir bringt das Tanzen die notwendige Abwechslung.“
Sie lachte. „Also habe ich doppelt Glück gehabt. Mein Hobby ist zugleich mein Beruf. In gewisser Weise.“
Dann war auch dieser Langsame Walzer zu Ende. Die Unterhaltung währenddessen hatte sie so gründlich abgelenkt, dass sie sich der Anstrengung gar nicht bewusst gewesen war. Aber nun war sie dankbar, dass er sie unterhakte, als er sie zurück zum Tisch begleitete. Indem sie sich auf seinen Arm stützte, konnte sie ihr Bein entlasten, ohne sichtbar zu hinken. Hoffentlich. Der kritische Blick, mit dem George ihr entgegensah, zeigte nicht nur Sorge, sondern auch offene Missbilligung.
Mit einem strahlenden Lächeln für ihn schlug sie ihre Tanzkarte auf. „Den nächsten Tanz tanze ich mit dir.“ Vor dieser Rumba gab es fünf andere Tänze. Das sollte reichen, um ihr schmerzendes Bein auszuruhen. Sie hängte sich ihre Handtasche über die Schulter. „Ich geh mich restaurieren, damit ich dir keine Schande mache.“ Nach einem Kuss auf seine Wange ging sie mit langsamen Schritten zum Ausgang des Saals. Fünf Minuten Massage für ihren Oberschenkel fern von Georges wachsamen Augen; das war es, was sie jetzt brauchte.
Die Tür zum kleinen Saal ging auf und für einen Moment dröhnte ihr Disko-Musik in die Ohren. Das Licht dort drin flimmerte. Marga Fischer, die eigentlich nur Bürohilfe war, hatte wieder einmal keine Mühe gescheut. Aber wie hatte sie es geschafft, ein Stroboskop aufzutreiben? Der Tanzclub Lietzensee wäre nicht, was er war, gäbe es nicht sie. Sogar George nannte sie den guten Geist des Vereins; und das wollte etwas heißen. Wo er kaum eine Gelegenheit ausließ, sich selber den ganzen Verdienst zuzuschreiben.
Statt sich in die Umkleide zu verkriechen, um ihr Bein zu massieren, könnte sie sich eigentlich auch zu Marga setzen und mit ihr plaudern. Ein Barhocker war ebenso gut.
Friederike wandte sich der Bar zu. Ihre Augen weiteten schockiert. Madeline war überhaupt nicht nach Hause gegangen!
Sie hatte das Mädchen in ihrem Bett gewähnt. Stattdessen saß es vor der Bar auf dem Fußboden, den Kopf in der Schulter eines gut aussehenden Mannes vergraben.
„Madeline!“
Madeline hob den Kopf und blinzelte überrascht. Die Wimperntusche war zerlaufen und ihre Augen waren unübersehbar vom Weinen gerötet.
„Großmama.“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Schock und Empörung stritten in Friederike. Sie musterte den Mann. „Was tust du da? Warum hast du geweint?“ Sie brauchte noch einen Augenblick länger, dann erkannte sie ihn endlich: Chris Rinehart, der Caller der Square Dancer.
„Ich habe nicht geweint.“ Ihre Stimme schwankte; war sie etwa betrunken? Madeline blickte auf Chris. „Jedenfalls nicht wirklich.“
Er half ihr auf die Beine und stand dabei ebenfalls auf. Madeline hing an ihm wie ein nasser Sack. Sein Gesicht leuchtete genauso wie das von Madeline. Hieß das, die beiden hatten endlich vernünftig miteinander geredet?
Friederike ging auf sie zu. Am liebsten hätte sie Madeline in die Arme genommen, aber das Mädchen hatte jetzt offensichtlich einen besseren Halt.
„Hinnerk hat mich ... mich reingelegt.“ Madelines Stimme kiekste, bevor der Rest ihrer Worte von einem heftigen Schluckauf abgewürgt wurde.
Friederike musterte Chris. „Bist du genauso betrunken?“
„Das kann ich mir nicht leisten. Ich habe morgen früh Rufbereitschaft.“ Er klang tatsächlich nüchtern; gut. So brauchte sie sich keine Sorgen zu machen.
Sie setzte sich neben den beiden auf einen Barhocker und begann ihren Oberschenkel zu massieren. „Ich habe dir auch etwas zu erzählen, Madeline: Ich habe wieder getanzt!“ Sie lachte über Madelines verblüfftes Gesicht.
Im nächsten Augenblick hatte Madeline die Arme um ihren Hals und drückte sie überschwänglich an sich. Sie weinte schon wieder. „Oh Großmama; wie mich das freut.“
Sie schluchzte und plötzlich stiegen auch Friederike die Tränen in die Augen. „Dann solltest du aber nicht weinen.“
„Kann ich dir helfen?“, unterbrach Chris sie mit leiser Stimme. Er berührte ihre knetende Hand. „Ich kann dich massieren. Deine verkrampften Muskeln lockern, wenn du nicht lieber nach Hause gehen und dich hinlegen willst.“
„Nach Hause?“ Sie lachte auf. „Nein, ich werde den Abend noch eine Weile länger genießen.“
Chris schob ihre Hand beiseite und machte sich ans Werk. Er hatte es offensichtlich gelernt wie ein richtiger Masseur.
Madeline wischte sich die Tränen ab. „Ich freu mich so für dich. Wie hat Großpapa sich angestellt?“
Friederike zog ein Gesicht. „Den ersten Tanz mit deinem Großvater habe ich noch vor mir. Dein alter Freund Robert hat mir die Ehre gegeben.“
Madeline blieb der Mund offen stehen. Als sie ihn wieder zuklappen konnte, sagte sie: „Das glaub ich nicht. Das glaube ich einfach nicht.“
„Dies ist eine Nacht der Wunder. Hab ich recht, Chris?“
„So kann man es sehen.“ Mit einer Hand zog er Madeline sanft an sich.
Sie wandte sich ihm zu und küsste ihn ungeniert. „Eine wunderbare Nacht.“
Friederike rutschte vom Hocker. „Ich will diesen ersten Tanz mit George nicht verpassen. Bring sie nach Hause, Chris. Madeline gehört ins Bett.“
Madeline zog einen Flunsch. „Aber ...“
„In welches auch immer.“ Sie zwinkerte den beiden zu. „Dein Großvater denkt sowieso, dass du dort längst angekommen bist. Pass auf sie auf, Chris.“
Rumba. Sie schwenkte einmal die Hüften, bevor sie sich auf den Rückweg in den Tanzsaal machte.
Robert hatte eine andere Tanzpartnerin gefunden; also hatte er sich doch getraut. Auf seinem Platz an ihrem Tisch saß Werner Heinemann, der Vereinskassierer. Dem sorgenvollen Gesicht nach zu urteilen, in ein ernstes Gespräch mit George vertieft. Konnte sich der Mann nicht einmal entspannen und aufhören, das nicht vorhandene Geld zu zählen?
Der französische Klavierspieler, Gaston oder wie er hieß, begann eine Milonga von Astor Piazzola. Viele verließen daraufhin die Tanzfläche; die Milonga gehörte nicht zum offiziellen Tanzprogramm. Noch immer machten sich wenige im Verein die Mühe, über den Tellerrand hinauszuschauen: Ehrgeiz statt Spaß trieb vor allem die Latein-Formation. Und die Turniertänzer erst! Der Tanzclub Lietzensee sollte lernen, dass er sich von anderen Tanzvereinen unterscheiden musste, wenn er Bestand haben wollte. Der Square Dance war ein guter Anfang gewesen, aber eben nicht mehr als das.
Allerdings kein Thema für jetzt. Sie stellte sich hinter Werner und legte eine Hand auf seine Schulter. „Wo hast du deine Frau gelassen?“
„Ich habe keine Ahnung.“ Seine Stimme klang noch gruftiger als normalerweise. „Sie hat darauf bestanden, dass wir getrennt kommen. Und nun kann ich sie nicht finden.“
„Vielleicht ist sie in der Disko bei den Kids?“
„Christina? Niemals!“ Er schüttelte den Kopf. „Warte ich halt, bis die Masken gelüftet werden.“ Ach, so war das: Er kannte ihr Kostüm überhaupt nicht.
Sie lauschte nach der Milonga, dann wandte sie sich an George. „Gleich kommt unsere Rumba.“ Sie freute sich wirklich unbändig. Und sie freute sich noch mehr, als er aufstand, seine Jacke zuknöpfte und ihr seinen Arm entgegenhielt. Wie in alten Zeiten. So lange hatte sie geglaubt, dass sie dies nie wieder erleben würde.
„Du tanzt, Friederike?“ Schock und Unglauben standen in Werners Gesicht.
„Da staunst du, was?“ Sie nahm Georges Arm und reckte sich zu einem Kuss auf seine Wange. „Dies ist eine Nacht der Wunder.“
Werner seufzte, offensichtlich unfähig, ihr Glück zu teilen. „Ich könnte auch eines gebrauchen. Für die Vereinskasse. Oder wenigstens einen potenten Sponsor.“
Im Gehen streifte sie George, als sie ihre Hüften ein wenig hin und her bewegte, um ihr Becken für die Rumba zu lockern. Sofort blieb er stehen; aber als sie ihn vergnügt anlächelte, zog er sie an sich. „Beinahe wie früher.“
Er tanzte enger als sich für eine Rumba gehörte, aber sie war seines Grunds nicht sicher und darum mochte sie nichts dazu sagen.
Er dirigierte sie mit nachdrücklichen Bewegungen, wie sie es von ihm gewohnt gewesen war. Aber er war deutlich steifer als einst; natürlich. Nach all den Jahren, in denen auch er kaum getanzt hatte. Mit Robert zuvor hatte sie sich in größerer Harmonie bewegt. Aber es war nicht nur das, was den Gleichklang erschwerte. Nach einer halben Saalrunde begriff sie es: George schien vor allem darauf bedacht, die Erinnerung an ihre alten Schrittfolgen wieder hervorzukramen und achtete erst in zweiter Linie darauf, dass sie ihren Spaß hatten. Sein verflixter Ehrgeiz. Wie oft hatte er sie damit zur Weißglut getrieben, auch wenn er sie erst dadurch zu ihren großen Leistungen geführt hatte.
Sie versteifte sich unwillkürlich, brachte aber ein Lächeln für ihn zustande. „Es ist ganz genau wie früher!“
Er stutzte und dann schien er zu begreifen; er grinste zurück. „Und wie früher wartest du bis zum Geht-nicht-mehr, bevor du den Mund aufmachst.“ Er blieb stehen und wurde ernst. „Aber eins ist jetzt anders. Ich will nicht, dass du dich anstrengst.“ Mit seinen Lippen streifte er flüchtig ihre Wange. „Ich bin zu alt, um dich auf Händen zu tragen.“
Sein Alter war wohl kaum der Grund für die Distanz gewesen in den letzten Jahren, aber an diesem Abend wollte sie keine Bitterkeit aufkommen lassen. „Dann brauche ich wohl jemanden Junges wie diesen Robert. Übrigens ist er wirklich gar kein schlechter Tänzer.“
George nahm den Takt wieder auf und sie tanzten weiter. „Madeline war dumm, ihm den Laufpass zu geben. Sie hätte eine Menge mit ihm erreichen können.“
„Vermutlich werden wir auf unsere Urenkel warten müssen, bis wir wieder Turniertänzer in der Familie sehen.“
„Das werden wir dann nicht mehr erleben!“ Er ließ ihre Hüfte los und schickte sie in eine langsame Drehung. Dabei beobachtete er wachsam ihren Gesichtsausdruck. „Ist es dir auch nicht zu viel, Rieke?“
„Aber nein. Es ist alles wunderbar.“ Sie legte ihre Arme um seinen Hals und drückte ihr Gesicht an seines. „Ich fühle mich wie ein junges Mädchen.“
Er runzelte die Stirn. „Deswegen musst du dich aber nicht gleich wie eines benehmen. Wir fallen auf.“
„Alter Griesgram.“ Sie lachte. „Natürlich fallen wir auf! Wie viele von den Vereinsmitgliedern hier haben uns schon einmal miteinander tanzen sehen?“
Er sah sich um. „Niemand!“ Nach der nächsten Drehung blieb er stehen und sprach das Paar an, dem sie damit den Weg versperrten. „Da wundert ihr euch, was?“
Die ihn gehört hatten, lachten. Und dann bildeten die Paare um sie herum einen Kreis. Für einen Moment hielt sie die Luft an. Eigentlich war das erschreckend, aber es konnte tatsächlich zu Georges Ansehen beitragen, dass ihn die anderen tanzen sahen. Von den jungen Leute mochte manch einer glauben, er könne es längst nicht mehr.
Als der Tanz zu Ende ging, begann sie ihr Bein wieder zu spüren; aber um nichts in der Welt hätte sie das preisgegeben. Sie strahlte erst die Umstehenden an und winkte, als sei sie wieder bei einem Turnier; dann strahlte sie George an. So gut gelaunt und entspannt hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt. Was mochte sich alles darauf aufbauen lassen!


Zurück aufs Parkett.

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